FFP-Pressemitteilung 11 / 2016
Rechtliche Stärkung der Pflegefamilien im Fokus
Für eine gesetzliche Stärkung der Rechte von Pflegefamilien gegenüber den Eltern ihrer Pflegekinder spricht sich aktuell der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen aus. Dazu veröffentlichte der Expertenrat des Bundesfamilienministeriums ein neues Gutachten.
Im neuen Gutachten „Pflegefamilien als soziale Familie, ihre rechtliche Anerkennung und aktuelle Herausforderungen“ zeigt der Beirat auf, dass die juristische Situation von Pflegeeltern vergleichsweise unzureichend geregelt ist. Anders als die Situation von rechtlichen Eltern, die im Verfassungsrecht und im BGB geschützt und festgeschrieben ist, haben Pflegeeltern wenige Entscheidungskompetenzen. Diese aber benötigen sie, um stabile und nachhaltige Beziehungen zu ihren Pflegekindern leben zu können, so der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen.
Kontinuität und Schutz bei der Unterbringung
Ein wichtiger Punkt bei der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien ist es, Beständigkeit für die zu Betreuenden herzustellen. Nicht selten erzeugen Eingriffe und Unterbrechungen der Betreuungssituation von Seiten der Herkunftsfamilie Unsicherheiten bei Kindern und Jugendlichen und können psychische Probleme bei diesen hervorrufen.
Pflegeeltern sind in diesen Situationen bisher ohne Mitspracherecht. Wie der wissenschaftliche Beirat aufzeigt, brauchen auch diese Betreuungspersonen Handlungsoptionen, um langfristige, Rückhalt bietende Pflegeverhältnisse zu ermöglichen und diese in Zusammenarbeit mit Institutionen mitgestalten zu können.
Vetorecht für Pflegeeltern
Als Lösungsansatz spricht sich der wissenschaftliche Beirat für ein unbefristetes „Dauerpflegeverhältnis“ aus. Dieses können sowohl die Pflegeeltern als auch die Pflegekinder ab einem gewissen Alter selbst beantragen. Eine Rückführung auf Antrag der leiblichen Eltern in die Herkunftsfamilie wird nur gewährt, wenn sie dem Kindeswohl dient.
Mit der Aufdeckung des Reformbedarfs reagiert der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen auf eine akute Situation: Die Bereitschaft von Familien, vorbelasteten Kindern und Jugendlichen ein neues Zuhause zu bieten, sinkt „Es ist zu wünschen, dass die Bedeutung von erlebter Zugehörigkeit und emotionaler Sicherheit von Kindern und Jugendlichen in ihrer sozialen Familie auf breiter Ebene in Deutschland Akzeptanz und Unterstützung findet“, so der Beirat für Familienfragen.
Mehr Informationen zum Beirat und seinen Veröffentlichungen finden Sie auf der Internetseite des Wissenschaftlichen Beirates beim BMFSFJ.