FFP-Pressemitteilung 2 / 2013
Mehr Kinder durch mehr Familienpolitik?
Unter dem Titel „Geburten und Kinderwünsche in Deutschland – Bestandsaufnahme, Einflussfaktoren und Datenquellen“ veröffentlichen heute das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut, das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (Münster), die Universitäten Köln und Duisburg-Essen sowie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (Mannheim) die erste der beiden im Modul Fertilität der Gesamtevaluation geplanten Studien (Teilstudie a)). Forscherinnen und Forscher der genannten Institute untersuchen derzeit, wie die ehe- und familienbezogenen Leistungen und Maßnahmen auf das Geburtenverhalten in Deutschland wirken und welche sonstigen Faktoren die Entscheidung zu (weiteren) Kindern beeinflussen. Der heute vorgelegte Bericht schildert die Faktenlage zu Fertilität, Kinderwünschen und Bevölkerungsentwicklung und bietet einen aktuellen Überblick über den Stand der deutschen wie internationalen Forschung zu den Einflussfaktoren der Fertilität. Außerdem werden mögliche Datenquellen für eine Wirkungsanalyse benannt. Die Studie soll den Akteuren der Familienpolitik, der interessierten Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Community einen Überblick über die umfangreiche Literatur bieten. Auftraggeber der Studie sind das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie das Bundesministerium der Finanzen (BMF).
Der Überblick zeigt, dass die Familienpolitik zwar unterstützend wirken kann, die Realisierung von Kinderwünschen aber von einer Vielzahl weiterer Faktoren abhängt. Zu nennen sind hier beispielsweise die Anzahl an eigenen Geschwistern der potenziellen Eltern oder auch der Bildungsstand und die Erwerbsbiografie der Partner. Von zentraler Bedeutung sind zudem der Wandel der gesellschaftlichen Rollenbilder und die Wertschätzung gegenüber Familie und Kindern. Vorherrschende Einstellungen etwa zur Müttererwerbstätigkeit und Fremdbetreuung von Kindern können die Wirkung familienpolitischer Maßnahmen begünstigen, aber auch hemmen. Zudem wird deutlich: Da sich Kinderwünsche methodisch nicht einfach erfassen lassen, kann von diesen Wünschen nicht ohne weiteres auf künftig tatsächlich realisierte Geburten geschlossen werden. Die Differenz aus Kinderwünschen und Geburtenrate („fertility gap“), die mitunter als Indikator für den Erfolg und den Spielraum der Familienpolitik herangezogen wird, ist entsprechend vorsichtig zu interpretieren
Vor dem Hintergrund dieser Befunde sollen die Wirkungen der Politik auf die Geburtenrate erstmals in einem einheitlichen und speziell auf die deutschen Verhältnisse zugeschnittenen Modellrahmen überprüft werden. Von einer einfachen Übertragbarkeit ausländischer Erfahrungen kann nämlich, wie der Literaturüberblick zeigt, angesichts von Unterschieden in den ökonomischen, sozial-normativen und den generellen politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen nicht ohne weiteres ausgegangen werden. Die Ergebnisse der Wirkungsanalyse sollen im Sommer 2013 vorgelegt werden.