FFP-Pressemitteilung 13 / 2016
ElterngeldPlus: ein kränkelndes Kind mit guter Prognose
Seit dem 01.07.2016 ist das ElterngeldPlus ein Jahr alt. Durchaus ein Grund zum Feiern findet Prof. Dr. Irene Gerlach, die die Einführung des Elterngeldes als „Systemwechsel im deutschen Familienlastenausgleich bezeichnet“ und gemeinsam mit Dr. Regina Ahrens anlässlich des „ersten Geburtstages“ des ElterngeldPlus einen Gastbeitrag für Frankfurter Rundschau verfasste. Allerdings decken die beiden Expertinnen in ihrem Beitrag auch auf, an welchen Stellen der (Kinder-)Schuh noch drückt.
Mehr Zeit für Familie und Beruf
Ziele der Neuauflage des seit 2007 bestehenden Elterngeldes, ist die gleichberechtige Aufteilung von Arbeits- und Familienzeit zwischen den Eltern – und das bereits im ersten Lebensjahr des Kindes. Damit trifft das ElterngeldPlus den Zahn der Zeit. Denn: Viele Mütter wünschen sich neben der Kinderbetreuung einen schnellen Wiedereinstieg in ihren Beruf. Väter möchten tendenziell weniger arbeiten und mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Dass das ElterngeldPlus gut ankommt, belegen auch die neusten Daten vom Statistischen Bundesamt, die steigende Zahlen bei der Inanspruchnahme von ElterngeldPlus verzeichnen: Im ersten Quartal 2016 haben sich bundesweit 17,4 % der Eltern für das ElterngeldPlus entschieden. Das sind 3,4 % mehr im Vergleich zum Vorjahr.
Väter im Fokus
Insbesondere für Väter ebnet das ElterngeldPlus den Weg in die aktive Elternschaft: 32 % der Väter beantragen für durchschnittlich 3,1 Monate Elterngeld. Doch hier liegt die Crux: Schließlich sind es noch überwiegend die Mütter, die familiale Aufgaben und die Kinderbetreuung im ersten Lebensjahr übernehmen. Die Gründe dafür sehen die Wissenschaftlerinnen im Detail.
Weitere Anpassungen nötig
Das ElterngeldPlus macht eine Teilzeiterwerbstätigkeit von Eltern im ersten Lebensjahr des Kindes attraktiver. Allerdings fehlt es – als Voraussetzung für diese Erwerbstätigkeit – an Betreuungsangeboten für unter Einjährige. Diese Betreuungslücke zu schließen, wird mit viel Aufwand verbunden sein, betont Dr. Regina Ahrens. Hinzu kommt, dass das Antragsverfahren durch das ElterngeldPlus noch komplizierter wird. Der Grund: Durch die verschiedenen Kombinationen von Basiselterngeld-, ElterngeldPlus- und zusätzlichen Partnerschaftsmonaten ergeben sich zig verschiedene Möglichkeiten – mit unterschiedlichen finanziellen Folgen. Die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen tut da ihr übriges, damit sich Eltern letztlich doch für das (aus finanzieller und Betreuungssicht besser planbare) „Blockmodell“ (12 plus 2 Basiselterngeldmonate) entscheiden, ist sich Prof. Dr. Irene Gerlach sicher.
„Mit dem Elterngeld und dem ElterngeldPlus hat sich die deutsche Familienpolitik auf den richtigen Weg gemacht. Dem Teufel im Detail muss allerdings durch weitere Feinjustierungen der Garaus gemacht werden“ sind sich die beiden Expertinnen einig.