21. Mai/ Welttag für kulturelle Entwicklung
Meilenstein Nr. 7: Familien mit Fluchterfahrung im Blick
Am „Welttag für kulturelle Entwicklung“ verweist das FFP einmal mehr auf die Bedeutung einer gelingenden Integration von Familien mit Migrationshintergrund – und deren Potenzial für die Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk brauchen Familien mit Fluchterfahrung, wie aktuelle Analysen zeigen, an denen das FFP mitwirkt und mitwirkte.
Der Aktionstag „Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung“ wurde von der UNESCO ins Leben gerufen. Oft wird er auch einfach „Welttag der kulturellen Vielfalt“ oder „Welttag der kulturellen Entwicklung“ genannt.
Im Zentrum steht die Sensibilisierung für Vielfalt, die verschiedene Kulturen mit sich bringen - und der Dialog zu ebendiesen Unterschieden.
„Wir finden es wichtig, diesen Dialog zu betonen, wenn wir über diesen Aktionstag sprechen“, vermerkt Irene Gerlach, wissenschaftliche Leiterin des FFP. „Er ist die Grundlage für eine gelingende Integration unserer neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger – ein Prozess, der noch viel Arbeit für bessere Lebens- und Teilhabechancen für Familien mit Fluchthintergrund braucht.“ Aus Sicht des FFP handle es sich um ein neues Forschungsfeld, so Gerlach, für das ein dringender Forschungsbedarf auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Familienpolitik bestehe.
Integration als Familiensache
In Deutschland hat jede vierte Person einen Migrationshintergrund (Destatis 2019). Allein in den Jahren 2015 bis 2017 sind mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Fluchthintergrund in die Bundesrepublik eingewandert (Gutachten „Familien mit Fluchthintergrund“ 2019, wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen BMFSFJ). Die Auswirkungen, Chancen und Herausforderungen, die diese Bewegung für die deutsche Gesellschaft und an die staatliche Politik zeitigt, sind spürbar: Noch lange sind nicht alle drängenden Probleme zufriedenstellend gelöst.
Wie aktuelle Studien zeigen, ist es für die Aufnahme von Menschen in eine Gesellschaft zentral, ihren Kontext zu betrachten: also die Gemeinschaft, in der sich diese Menschen befinden. Wie unter anderem das erwähnte Gutachten des Beirats für Familienfragen nachwies, ist die Familie der vielleicht wichtigste Ansatzpunkt für eine gelingende Integration.
Erwerbstätigkeit als Basis
Eltern mit Fluchterfahrung sind besser integriert, wenn ihnen möglichst alle staatlichen Maßnahmen zur Familienförderung zur Verfügung stehen: Etwa wenn ihre Kinder in eine Kita gehen. Das wirkt sich positiv auf Integrationsmerkmale wie Sprachkenntnisse, Erwerbsquote, Teilnahme an Sprach- und Integrationskursen aus. Die Integrationsquote der Mütter erhöht sich dann um 42 Prozent (DIW Wochenbericht 44/2019).
Ein wichtiger Ansatzpunkt, damit eine Familie vollständig in einem neuen Land ankommt, so der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen, sei die Erwerbstätigkeit der Eltern. So empfiehlt der Beirat im erwähnten Gutachten, Müttern von geflüchteten Familien müsse der Zugang zur Erwerbstätigkeit erleichtert werden, es müsse noch gezieltere Förderungen im Hinblick auf Weiterbildung geben. Derzeit, so zeigen Befragungen in den Jahren 2016 und 2017 (u.a. der Mikrozensus, sowie IAB-BAMF-SOEP-Befragungen von Geflüchteten), haben Mütter mit Fluchterfahrung eine relativ geringe Ambition sich für den Arbeitsmarkt weiterzubilden. Zu hoch sind Barrieren wie etwa durch Sprache oder nicht anerkannte Bildungsabschlüsse.
Erfolgsversprechende Lösungsansätze
Wie der wissenschaftliche Beirat für Familienfragen darlegt, ist eine Kombination aus staatlichen Integrationshilfen sowie Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die betrachtete Familien-Zielgruppe richtig.
Das haben Bund und Länder erkannt und entwickeln verschiedene praxisorientierte Projekte. Immerhin sind es fast 30% der NRW-Einwohner, die Migrations- und Fluchterfahrung mitbringen (Bundeszentrale für politische Bildung).
„Hier liegt die Chance, wie erhofft, Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken,“ hält Henning Stroers, Geschäftsleiter des FFP fest. „In unseren Forschungstätigkeiten und Kooperationen mit Unternehmen begegnen uns innovative Ansätze, wie Betriebe versuchen, potenzielle Arbeitnehmende mit Fluchthintergrund zu gewinnen.“ Als Erfolgsstrategie für diese Kooperationen empfiehlt Soziologe Stroers aus personalpolitischer Sicht: „Zu einer gelingenden Integration gehört in jedem Fall der Dialog. Und der gelingt am besten, wenn er offen und auf Augenhöhe geführt wird.“
Beispiel guter Praxis: Die Pietsch Unternehmensgruppe mit Sitz in Ahaus (Teilnehmer des BMBF-Projekts „Lebensphasenorientierte Personalpolitik“) spricht auf Berufsmessen auch direkt Kandidaten mit Migrationshintergrund an. Mehr zum Vorgehen des Unternehmens erfahren Sie über die Aktion „Vielfalt ist nicht das Problem, sondern die Lösung“. „Der Erfolg dieser Idee zeigt, dass innovative und proaktive personalpolitische Ansätze in Zeiten des Fachkräftemangels vielversprechend sind“, resümiert Henning Stroers vom FFP.