FFP-Pressemitteilung 5 / 2015

Lösungen für Fachkräfte in der Pflege

12. Mai 2015

Den Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai nutzte das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) dazu, den „Alltagshelden" zu danken, die sich um die Bedürftigsten der Gesellschaft kümmern. Das FFP rief dazu auf, ein verstärktes Augenmerk auf die Rahmenbedingungen in diesem Arbeitsbereich zu richten. Um fähige Kräfte zu sichern und zu gewinnen, seien dringend Maßnahmen nötig.

Vor dem Hintergrund des steigenden Pflegebedarfs – Stichwort: demografischer Wandel – ist es im Interesse jedes Einzelnen, die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften auf den Prüfstand zu heben. Laut Schätzungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie wird der Mangel an gut ausgebildeten Beschäftigten im Pflegesektor bis zum Jahr 2025 zwischen 150.000 und 370.000 betragen.

Pflegesektor zukunftsfähig aufstellen

„Der Pflegesektor ist ein Wirtschaftszweig mit Potenzial, der allerdings deutlich zukunftsfähiger ausgestaltet werden muss“, so Professorin Irene Gerlach, Leiterin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik an den Standorten Bochum und Münster. Arbeitgebende sollten sich angesichts des steigenden Fachkräftemangels ins Zeug legen, um den Pflegeberuf attraktiv zu gestalten, so die Expertin. Neben der in der öffentlichen Diskussion fokussierten besseren Entlohnung stünden weitere, innovative Stellschrauben zur Verfügung, so die Einschätzung aus dem FFP.

Vielschichtige Anforderungen

Pflege kann nicht allein von professionellen Kräften geleistet werden. Zwei Drittel der Betreuung übernehmen derzeit pflegende Angehörige. Diese stehen häufig vor dem Problem, Pflege mit Erwerbstätigkeit zu vereinbaren. Wenn dies nicht gelingt, reduzieren die Betroffenen die Erwerbstätigkeit oder scheiden sogar vollkommen aus dem Erwerbsleben aus. Dies kann massive Konsequenzen für ihre ökonomische Absicherung haben – bis hin zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, im Alter von Armut betroffen zu sein.
Ein besonders vielversprechender Lösungsansatz ist darum nachweislich eine familienbewusste Personalpolitik. Arbeitgebende, die ihre Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, sind erfolgreicher bei deren langfristiger Bindung sowie bei der Neugewinnung von Personal, wie Untersuchungen des FFP belegen.

Neue Anreize entwickeln

Allerdings ist die Etablierung einer familienbewussten Personalpolitik in Unternehmen und Einrichtungen mit hohem Dienstleistungsanteil besonders herausfordernd. Da der Arbeitsalltag von Schichtdienst und enger Taktung geprägt ist, sind bewährte familienbewusste Arbeitsmodelle wie Telearbeit oder Gleitzeit nur bedingt umsetzbar.
Professorin Irene Gerlach: „Hier müssen unbedingt Praxistipps erarbeitet werden, die es bisher leider nur in Ansätzen gibt.“ Viele kleine Maßnahmen wie schnelle unterstützende Information, neue Schichtsysteme oder bedarfsorientierte Arbeitszeitmodelle seien denkbar. „Vereinbarkeitslösungen sind ein entscheidender Anreiz, über den Arbeitgebende im Pflegesektor Fachkräfte mit Familienpflichten gewinnen und binden können“, hält Gerlach fest. „Bedeutsam ist, dass der Diskurs über solche Maßnahmen auf breiter Basis und nicht nur einrichtungsintern geführt wird.“

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