FFP-Pressemitteilung 2 / 2017

Mit familienbewusster Personalpolitik dem Fachkräftemangel die Stirn bieten

06. Mär 2017

Dem Fachkräftemangel gezielt etwas entgegenstellen? Dabei erweist sich das Universitätsklinikum in Münster (UKM) als besonders innovativ. Eine neue Fallstudie zeigt, dass sich familienbewusste Maßnahmen eignen, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Wie genau das aussehen kann, macht das UKM vor.

Ob Investitionen in familienbewusstes Handeln von Unternehmen innovativ sein können und zugleich eine soziale sowie betriebswirtschaftliche Wirkung erzielen – danach fragt die jetzt veröffentlichte Studie „Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch das Programm audit berufundfamilie – eine Fallstudie am Universitätsklinikum Münster“. Das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) erarbeitete diese in Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaft der WWU im Rahmen eines EU-Projektes. Am Beispiel des UKM´ zeigt sich, dass Investitionen in familienbewusste Maßnahmen Mitarbeitende befähigen, am Erwerbs- und Familienleben teilzunehmen. Gleichzeitig führt die bessere Vereinbarkeit zu positiven betriebswirtschaftlichen Effekten und Wettbewerbsvorteilen im Unternehmen.   

Eine zentrale Anlaufstelle bilden

Das Ergebnis: Besonders die Bündelung der verschiedenen Angebote an einer zentralen Stelle überzeugt. „Viele Unternehmen bieten familienbewusste Maßnahmen an, aber das betriebseigene FamilienServiceBüro als zentrale Anlaufstelle für Beschäftigte ist besonders innovativ“, bemerkt Corinna Schein, Mitarbeiterin am FFP und Durchführende der Fallstudie. In der Beratungsstelle werden Fragen rund um das Thema Vereinbarkeit geklärt. Beschäftigte erhalten beispielsweise Informationen zu Betreuungsangeboten, Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung, Elternzeit und Elterngeld und zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Dabei kann das FamilienServiceBüro auf ein spezifisches Kooperations-Netzwerk für externe Dienstleistungen zurückgreifen und so beispielsweise neben der betriebseigenen Kita ergänzende Betreuungsangebote zur Verfügung stellen. Die Zahlen zeigen: Das FamilienServiceBüro kommt bei den Mitarbeitenden der Uniklinik gut an. Die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen hat sich innerhalb von fünf Jahren verdreifacht.

Das Image stärken

„Die familienbewussten Maßnahmen der Uniklinik ermöglichen nicht nur den aktuellen Beschäftigten eine bessere Vereinbarkeit, sie stärken auch das familienbewusste Image des UKM nach außen“, stellt Corinna Schein fest. „Schließlich nimmt die Bedeutung von Familienbewusstsein bei der Job-Wahl zu. Damit sind Unternehmen, die in familienbewusste Maßnahmen investieren, in Zeiten des Fachkräftemangels klar im Vorteil.“

Die Fallstudie zeigt außerdem, dass die direkten Vorgesetzten wichtige Stellschrauben bei der Einführung innovativer Maßnahmen darstellen. Sie können die Mitarbeitenden in punkto Vereinbarkeit unterstützen, ihnen aber auch Steine in den Weg legen. Daher setzt das UKM auf die Sensibilisierung und Schulung der Führungskräfte.

Zertifizierung durch das audit berufundfamilie

Die Einführung der familienbewussten Maßnahmen am UKM wird seit 2010 durch das audit berufundfamilie begleitet. Das Audit-Team überprüft und beurteilt das Universitätsklinikum als außenstehende Instanz bei der Umsetzung der Ziele. Weil dies erfolgreich verlaufen ist, wurde das Zertifikat des UKM auch bei der Re-Auditierung bestätigt.

Das Projekt

Die Fallstudie zum Universitätsklinikum Münster wurde im Rahmen des Projektes „InnoSI“ (Innovative Social Investment – Strengthening communities in Europe) durchgeführt. Das Projekt wird von der Policy Evaluation and Research Unit der Manchester Metropolitan University geleitet und von weiteren neun europäischen Universitäten begleitet. Es fragt danach, wie robuste Sozialinvestitionsstrategien entwickelt werden können, die den sozioökonomischen Herausforderungen im Nachgang der Wirtschafts- und Finanzkrise gerecht werden. Der Forschungsfokus liegt auf rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für innovative soziale Wohlfahrtspolitik sowie der Rolle von privaten und gemeinnützigen Akteuren. Dafür wurden eine quantitativ vergleichende Studie in 28 EU-Ländern sowie evaluative Fallstudien in zehn EU-Staaten durchgeführt. Finanziert wird InnoSI von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programmes Horizont 2020.

Anhang

Die komplette Studie: http://www.uni-muenster.de/IfPol/InnoSI/Ergebnisse/index.html

Der Beitrag zum Themenschwerpunkt „Familienbewusstsein an der WWU“: http://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=8778

Zurück